Wer waren sie?

Die Rentierjäger lebten vor etwa 11.300 bis 14.700 Jahren im nördlichen Mitteleuropa.

Als Pioniere der Eiszeit, waren sie die ersten anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens), die am Ende der  Eiszeit den Norden Europas eroberten. Sie kamen vermutlich aus dem Südwesten Europas und nutzten die erste Warmphase am Ende der Eiszeit für ihren Aufbruch nach Norden.

Rentierjäger sind keine Neandertaler

Bei dem Begriff Eiszeitmensch denken viele an den Neandertaler. Kein Wunder, denn diese Urmenschenform lebte bereits viele Hunderttausend Jahre in Europa und hatte immerhin mehrere Eiszeiten überlebt. Ihre gedrungenen, kräftigen Körper waren viel besser an die Kälte angepasst als moderne Menschen – einschließlich unserer Rentierjäger.

Als die Rentierjäger vor etwa 14.700 Jahren den Norden Europas eroberten, waren die Neandertaler schon längst ausgestorben.

Der Neandertaler lebt!

Als der moderne Mensch vor etwa 40.000 Jahren aus Afrika kommend Europa endgültig eroberte, stieß er noch vereinzelt auf Neandertaler. Doch nur wenige Tausend Jahre nach dem Eintreffen der modernen Menschen, waren die Neandertaler verschwunden. Lange Zeit war sich die Fachwelt einig, dass sie ausgestorben sein mussten.

Für eine große Überraschung sorgten daher moderne Genanlysen, demzufolge alle heutigen Menschen (mit Ausnahme Afrikaner südlich der Sahara) zwei bis zweieinhalb Prozent Neandertalergene in sich tragen!  Es kam also zu einer Vermischung beider Menschenformen, so dass in jedem von uns noch ein bischen Neandertaler steckt.

 

Rentierjäger waren Menschen wie Du und ich

Sie kannten keine Städte, keinen Ackerbau und vermutlich keine Nutzierhaltung. Doch sie besaßen sicherlich eine Sprache, hatten Sinn für Kunst, waren geschickte Jäger und hervorragende Handwerker.

Könnte man eine Zeitreise machen und ein Rentierjägerbaby in unsere Zeit entführen, so könnte das heranwachsende Rentierjägerkind völlig unbemerkt in unserer Gesellschaft aufwachsen, da es sich optisch kaum von uns unterscheiden würde. Womöglich wäre es sogar schlauer wie wir, denn die Gehirne dieser Menschen waren damals ca. 10 Prozent größer als unsere heutigen Gehirne. Warum das so ist und ob größere Gehirne wirklich schlauer machen, weiß man nicht so genau. Man kann sich aber gut vorstellen, dass das Leben der Rentierjäger als  »Jäger und Sammler« sehr anspruchsvoll, abwechslungsreich und vor allem viel gefährlicher als unser jetziges Dasein war. Intelligenz war also von Vorteil! Unvorsichtigkeit, Ungeschicklichkeit und Fehlentscheidungen wurden schnell mit dem Leben der ganzen Gruppe bezahlt.

 

 


Fazit: Nun wissen wir zwar, dass die Rentierjäger so aussahen wie wir, dass sie eine Sprache und Kultur besaßen und dass sie als »Jäger und Sammler« durch Mitteleuropa streiften. Doch viele Fragen bleiben nach wie vor offen und werden vermutlich nie gänzlich beantwortet werden können:

› Wo kamen sie her und wohin zogen sie weiter?
› Wie lange hielten sie sich bei uns auf?
› Wie groß waren die Gruppen, in denen sie lebten?
› Wie groß war die Bevölkerungszahl in Europa insgesamt?
› Betrieben sie Beziehung und Handel zu anderen Gruppen?
› Waren sie religiös?
› Wie haben sie ihre Toten bestattet?
› Wie mag sich ihre Sprache angehört haben?