Kategorie: Pressemitteilungen

„Pfeil sucht Bogen“: Gelungene Filmpremiere begeistert über 400 Besucher

Foto: Michael Kukulenz

Die Premiere des Dokumentarfilms „Pfeil sucht Bogen – das Ahrensburger Steinzeitexperiment“ war ein voller Erfolg.

Über 400 Besucherinnen und Besucher füllten am Freitagabend den Alfred-Rust-Saal der Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule – darunter auch der stellvertretende Bürgermeister Klaus Korte, der gemeinsam mit dem stellvertretenden Vereinsvorsitzenden Dr. Alf Grube der IG Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal e. V. ein Grußwort sprach.

Im Mittelpunkt des Films steht der Experimentalarchäologe Harm Paulsen aus Schleswig, der fünf Jahre lang dabei begleitet wurde, wie er mit originalgetreuen Materialien einen Bogen rekonstruiert – passend zu den weltweit ältesten Pfeilschäften, die vor rund 12.000 Jahren im Ahrensburger Tunneltal verwendet wurden.

Foto: Thorben Heinz

Musikalisch umrahmt wurde der Abend von Jürgen Hochfeld, der auf einer selbstgebauten Steinzeitflöte spielte.

Wissenschaftliche Einführung aus Schleswig

Die Einführung zum Film übernahmen die Archäologin Dr. Mara Weber vom Museum für Archäologie Schloss Gottorf mit einem Kurzvortrag zur Ahrensburger Kultur sowie der Produzent Dr. Sönke Hartz und Hauptdarsteller Harm Paulsen selbst.

„Wir hoffen, dass es uns gelungen ist, viele Menschen für diesen besonderen Fundort vor unserer Haustür zu begeistern.“
Svenja Furken, Geschäftsführerin des Vereins IG Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal e. V.

Steinzeit zum Anfassen – Vormittagsprogramm für Schulklassen

Bereits am Vormittag gab es für rund 150 Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klassen der Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule ein Programm. Sie sahen den Film im Rahmen der schulischen Steinzeit-Projekttage und erlebten im Anschluss eine besondere Vorführung: Harm Paulsen präsentierte seine originalgetreu rekonstruierten Werkzeuge und demonstrierte live, wie in der Steinzeit Feuerstein bearbeitet und ohne moderne Hilfsmittel Feuer entfacht wurde – zur Begeisterung der Kinder.

Paulsen gilt als einer der führenden Experten für urgeschichtliche Jagdwaffen in Europa – und als der Mann, der auf über 40 Arten Feuer machen kann.

Die Mitglieder der IG Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal e. V. begleiteten die Gruppen und führten Gespräche mit Lehrkräften – mit dem Ziel, künftig jährlich im Rahmen der Projekttage zusammenzuarbeiten

Filmpremiere in Ahrensburg

Der Film „Pfeil sucht Bogen“ feiert am 6. Juni im Alfred-Rust-Saal der Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule in Ahrensburg Premiere.

 

Im Ahrensburger Tunneltal wurden vor knapp 90 Jahren die weltweit ältesten Pfeilschäfte der Menschheitsgeschichte gefunden. Sie sind etwa 12.000 Jahre alt und konnten späteiszeitlichen Rentierjägern der „Ahrensburger Kultur“ (10.700-9600 v.Chr.) zugeordnet werden. Der Experimentalarchäologe Harm Paulsen aus Schleswig hat in einem wissenschaftlich begleiteten Experiment versucht, einen Bogen mit den damals verfügbaren Materialien nachzubauen.

Die Wiederentdeckung eines Originalpfeils war Anlass für die Projektidee

Anlass für das Experiment war die Wiederentdeckung eines Ahrensburger Originalpfeils im Jahr 2013. Alle anderen Originalpfeile aus dem Tunneltal wurden im Zweiten Weltkrieg bei einem Bombenangriff auf Kiel zerstört.

Auch für die Wissenschaft ist die Wiederentdeckung des Pfeilfragments ein wahrer Lottogewinn. Denn mit modernen Analysemethoden konnte das Pfeilfragment nun zweifelsfrei der Spätphase der Ahrensburger Kultur zugeordnet werden. Auch das Rätsel um die Holzart konnte endlich gelüftet werden, nachdem die Verwendung von Kiefernholz nachgewiesen wurde.

„Nach der Entdeckung des Pfeilfragmentes war es bei uns in Schloss Gottorf immer wieder Gesprächsthema, mit Harm Paulsen einmal einen passenden Bogen zu rekonstruieren. Dass wir nun endlich dieses Projekt umsetzen konnten und es auch noch Bestandteil eines Dokumentarfilmes wurde, erfüllt mich großer Freude“, ergänzt Dr. Hartz, der das Projekt wissenschaftlich begleitet hat.

Experte für urgeschichtliche Jagdwaffen

Foto: Svenja Furken

Er ist der Mann, der im Handumdrehen Werkzeuge aus Feuerstein herstellt und auf 43 verschiedene Arten Feuer machen kann ohne ein modernes Feuerzeug zu benutzen: Harm Paulsen ist Deutschlands berühmtester Experimentalarchäologe und hat mit seinem Wissen und handwerklichen Geschick auf zahlreichen Veranstaltungen und an vielen TV Produktionen teilgenommen.

Seine größte Leidenschaft gilt der Steinzeit und allen voran den späteiszeitlichen Rentierjägerkulturen. Sie waren die ersten anatomisch modernen Menschen, die am Ende der Eiszeit den Norden Europas eroberten – und möglicherweise auch die ersten Menschen, die Pfeil und Bogen benutzten. Gerade diese uralten Pfeile haben es dem langjährigen Mitarbeiter des Museums für Archäologie Schloss Gottorf besonders angetan, Paulsen gehört zu den führenden Experten urgeschichtlicher Jagdwaffen in Nordeuropa. „Die Rekonstruktion eines Ahrensburger Bogens ist eines der letzten großen Rätsel, das ich gerne lösen wollte. Wir haben zwar die ältesten Pfeile der Menschheitsgeschichte aus Ahrensburg, was ja an sich schon ganz nett ist, aber es fehlte eben noch die entscheidende andere Hälfte: der Bogen“, sagt Harm Paulsen und ergänzt, dass er schnell eine ganz konkrete Vorstellung hatte, wie so ein Bogen ausgesehen haben könnte. „Zum einen gibt es da einige Bögen nordischer Völker, die als Anregung genutzt werden können und zum anderen gab es am Ende der letzten Eiszeit nur eine begrenzte Auswahl an verfügbaren Materialien. Außerdem konnten wir in ballistischen Untersuchungen an Rentierknochen mit Schussverletzungen, die man ebenfalls im Tunneltal gefunden hatte, auf die Eigenschaften des Bogens schließen“, so Harm Paulsen weiter.

Für die Lösung des Rätsels waren nicht nur Archäologen, sondern auch Archäobotaniker und Völkerkundler gefragt, die das Experiment beratend begleiten haben.

Mitwirkende des Filmprojekts:

Experimentalarchäologie: Harm Paulsen

Archäologie:                         Dr. Sönke Hartz i.R. (Museum für Archäologie Schloss Gottorf),

                                               Dr. Mara Weber (Museum für Archäologie Schloss Gottorf)

Archäobotanik:                    Dr. Walter Dörfler i.R. (Christian Albrechts Universität zu Kiel)

Ethnologie:                           Dr. Claudia Kalka, Dr. Wulf Köpke

Produktionsleitung:            Dr. Sönke Hartz und Svenja Furken

Film und Regie:                    Mathis Menneking

Filmmusik:                            Jürgen Hochfeld, 8. Jahrgang Stormarnschule Ahrensburg

Format:                                 29 Min. Dokumentarfilm

Drehorte:                              NSG Ahrensburger Tunneltal, NSG Höltigbaum, Schloss Gottorf, Schleswig

Unterstützer:                        Manfred Blödorn, Sparkasse Holstein / Sparkassenstiftungen Stormarn

 

 

 

Dryaszeit in Ahrensburg

Foto: Michael Kukulenz

Die Weiße Silberwurz (Dryas octopetala) fängt an zu blühen.

Die Dryas bestimmte vor etwa 12.700 -11.600 Jahren die Vegetation im Ahrensburger Tunneltal, als dort eiszeitliche Rentierjäger der „Ahrensburger Kultur“ ihr Jagdglück suchten. Damals herrschte eine Strauchtundra, wie sie heute nur in der Arktis zu finden ist, dort wo später unser Ahrensburg entstand.

Die Dryas war auch namensgebend für die damalige Klimastufe „Jüngere Dryaszeit“, die durch einen abrupten Kälteeinbruch gekennzeichnet war und in der sich die kleine Tundra-Pflanze verstärkt ausbreitete.

Im Mai 2023 durfte die IG Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal e.V. vor der Stadtbücherei einen kleinen Steinzeit-Schaugarten einrichten, in dem einige Pflanzen zu sehen sind, die während der Jüngeren Dryaszeit im Tunneltal nachweislich wuchsen. Bei der Zusammenstellung der Pflanzen wurde der Verein von Paläobotanikern beraten, die anhand von Pollenanalysen die einstige Vegetation im Tunneltal rekonstruiert haben. Bereits Alfred Rust, der Entdecker der Ahrensburger Rentierjägerkulturen, hatte in den 1930 Jahren mit Pollenanalytikern zusammengearbeitet, als das Verfahren noch in den Kinderschuhen steckte.

Aufgrund optimaler und sehr seltener Konservierungsbedingungen im Feuchtboden, wurden im Ahrensburger Tunneltal nicht nur die ältesten Holzpfeile der Menschheit (ca. 12.000 Jahre) und weitere organische Fundstücke aus der Steinzeit erhalten, sondern auch Tier- und Pflanzenreste. Das Tunneltal bietet daher als sogenanntes „Klimaarchiv“ Rückschlüsse auf die Umweltbedingungen der letzten 20.000 Jahre.

Unser Verein pflegt den kleinen Schaugarten, erneuerte einige Teile im letzten Jahr und hofft, dass sich die Pflanzen trotz der Klimaveränderung erfolgreich an die z.T. sehr heißen Sommer anpassen werden. Für Tundrapflanzen stellt die Lichtmenge kein Problem dar, aber auf die immer größer werdende Hitze sind die Pflanzen eigentlich nicht vorbereitet. Die Schwarze Krähenbeere musste bereits neu angepflanzt werden, wie auch die Preisel-  und die Trunkelbeere. Auch die Pflanzerde musste erneuert werden. Nun hofft der Verein, dass die Herbstanpflanzungen so gut gewurzelt haben, dass sie den Sommer überstehen.

Blaumänner im Tunneltal

Foto: Michael Kukulenz

Jedes Jahr im März wechseln die graugrünen Moorfrösche für wenige Tage ihre Farbe und verwandeln sich in quietschblaue kleine Naturwunder. Bis heute ist nicht genau geklärt, wie die Frösche ihre Farbe so schnell wechseln können. Nur eines ist klar: es geht den kleinen Blaumännern um die Brautwerbung.

„Auch im Naturschutz- und Fauna-Flora Habitat (FFH)- Gebiet Ahrensburger Tunneltal und dem Höltigbaum ist der Moorfrosch gelistet.“ sagt Svenja Furken, Geschäftsführerin der IG Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal e.V.. Sie zeigt auf das Märzbild aus dem Ahrensburger Tunneltal Kalender 2025, das allerdings an einem kleinen Teich im NSG Höltigbaum entstanden ist.

„Viele Ahrensburger, die unseren Jahreskalender gekauft haben, sind von dem Bild mit den blauen Fröschen am meisten begeistert. Kein Wunder, denn kaum jemand hat dieses Naturspektakel jemals mit eigenen Augen gesehen. Nicht umsonst hat der NABU den Moorfrosch zum „Lurch des Jahres 2025“ gekürt und bezeichnet sie als Amphibienproblemart Nummer eins.“ so Furken weiter. Der Moorfrosch siedelt bevorzugt in Lebensräumen mit einem hohen Grundwasserstand, die periodisch im Frühjahr überschwemmt werden.

Solche Lebensräume nehmen auf Grund der Klimaveränderung, durch Baumaßnahmen und einer intensiven Grünlandbewirtschaftung mit regelmäßiger Düngung, Pestizideinsatz und häufiger Mahd immer mehr ab bzw. werden zerstört. „Wir hoffen, dass der Moorfrosch im Tunneltal überleben und eines Tages sogar wieder häufiger vorkommen wird, so dass unser Kalenderbild nicht eines Tages zu einem traurigen Archivbild ausgestorbener Tierarten wird.“

 

 

Schwalbenschwänze im Tunneltal?

Mitglieder des Vereins „IG Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal e.V.“ entdecken Raupen des seltenen Schmetterlings in einem Gemüsegarten am Braunen Hirsch

Foto: Michael Kukulenz

Der Braune Hirsch ist eine Straße, die das FFH-Gebiet Ahrensburger Tunneltal durchschneidet. Der Gemüsegarten liegt an der Straße Brauner Hirsch und grenzt nur wenige Meter an das FFH-Gebiet.

Bei der Ernte in ihrem biologisch bewirtschafteten Garten entdecken drei aktive Mitglieder des Vereins „IG Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal e.V.“ wunderschöne Raupen auf den Möhrenpflanzen. Ein Foto und das Befragen einer Bestimmungsapp bringt ein überraschendes Ergebnis. Weiteres Nachforschen im Internet bestätigt schließlich das Ergebnis: Es handelt sich um Raupen des seltenen Schwalbenschwanzes.

Wenn dieser wunderschöne Schmetterling in einem Gemüsegarten am Rande des Tunneltales lebt, dann sollte er auch im Tunneltal leben, so die Hoffnung der drei Hobbygärtner und Tunneltalfreunde.

„Aber unabhängig davon zeigt es, wie wichtig eine naturnahe Bewirtschaftung von Flächen ist. Nicht nur im FFH-Gebiet sondern auch in den umliegenden Gärten. Dort sollte unbedingt auf eine insektenfreundliche Gartengestaltung mit vielen Blütenpflanzen und den Verzicht von Chemie geachtet werden.“ so Svenja Furken, Geschäftsführerin des Tunneltal Vereins.

Im Fall des Schwalbenschwanzes sind auch Gemüsepflanzen von Bedeutung, da die Raupen Doldenblütler wie Garten-Möhre, Fenchel, Dill und Liebstöckel bevorzugen.

Da sie nur vereinzelt vorkommen, richten sie keine Schäden bei den Kulturpflanzen an. Schon bald verpuppen sie sich. Mit etwas Glück schlüpft daraus später einer der größten und schönsten Schmetterlinge, die es bei uns zu sehen gibt.

Wer in seinem Garten ebenfalls Raupen des seltenen Schmetterlings entdeckt, möge diese bitte melden unter: kontakt@tunneltal.de.

Preisverleihung Märchenwettbewerb

Jörn-Uwe Wulf, Silke Möller, Leanna Heinz, Monika Lisson, Christine Kothe Foto: Thorben Heinz

Insgesamt 32 Autoren im Alter zwischen 8 und 80 Jahren folgten dem Aufruf des Naturfotografen Michael Kukulenz und der IG Tunneltal, eine Geschichte oder ein Märchen zu der Fragestellung „Wie kam das Haareis ins Ahrensburger Tunneltal – Haben die eiszeitlichen Rentierjäger etwas damit zu tun?“ zu schreiben. Am 18 Februar 2023 fand die Preisverleihung in der Stadtbücherei Ahrensburg mit vielen glücklichen Gewinnern statt.

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Stellungnahme der IG Tunneltal zum Fragenkatalog der DB Netz AG

S4: Vorgetäuschte Mobilitätswende bedroht den Artenschutz und die archäologischen Bodendenkmäler im Ahrensburger Tunneltal

Fast fünf Monate hatte sich die DB Netz Zeit genommen, um die 88 Fragen der IG Tunneltal und der BI „Ahrensburg gegen Gütertrasse“ zu beantworten. Auch die Fragen, die das Publikum am 27. Oktober während der „Dialogveranstaltung“ stellte, wurden nun auf der Homepage der Stadt Ahrensburg veröffentlicht. Die IG Tunneltal bezieht jetzt Stellung zu den Antworten…..
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Interview mit Prof. Dr. Matthias Glaubrecht

Artenschützer kritisiert Trassenausbau durch das Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal

Quelle: Cenak Hamburg

Das Naturschutzgebiet Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal mit seinen international bedeutenden archäologischen Fundstätten wird durch den viergleisigen Ausbau der Bahntrasse für den Fern- und Güterverkehr zwischen Hamburg und Lübeck bedroht.

Dem „Hamburger Landschafts- und Klimaschutz Verband“ (HLKV) ist es gelungen, mit Professor Glaubrecht, der in Ahrensburg zur Schule ging, über den geplanten Trassenausbau und die Bedeutung des Tunneltals ein Interview zu führen.

Als Professor für Biodiversität richtet er dabei einen dringenden Appell an die Politik: „Wenn es uns nicht gelingen wird, die bestehenden Naturschutzgebiete vor unserer eigenen Haustür zu schützen, dann schaffen wir es nirgendwo.“

Professor Glaubrecht ist Gründungsdirektor des Centrums für Naturkunde in Hamburg, vielzitierter Artenschützer, Wissenschaftsjournalist – und Buchautor. Im letzten Jahr landete er mit seinem Buch „Das Ende der Evolution – der Mensch und die Vernichtung der Arten“  auf der Spiegel-Bestsellerliste.

Die Situation vor Ort wurde dadurch verschärft, dass der „Erste Spatenstich“ am 10.5. prominent und medienwirksam durchgeführt wurde. Noch sind Klagen beim BVG anhängig, noch liegt keine rechtsgültige Baugenehmigung für die gesamte Baumaßnahme vor. Alternativen zur Streckenführung gibt es, werden aber von der Bahn AG als unrealistisch abgetan bzw. nicht geprüft.

Der HLKV gibt den Medien die Möglichkeit, das mit Professor Glaubrecht geführte Interview zu veröffentlichen.

Hier geht es zum gesamten Text:  PDF